Sonntag, 1. Januar 2012

Noah Sow

Nachhilfe im Weißsein

Viele weiße Menschen in Deutschland haben sich bisher gar nicht damit auseinandergesetzt, dass sie Weiße sind, also auch zu einer besonderen gesellschaftlichen Gruppe gehören. Dass es dabei um Macht geht, bemerkt man anscheinend eher, wenn man einer Gruppe angehört, die auf eine Art benannt wird, die für sie nicht akzeptabel ist. Fremd-Definition ist auch Fremdbestimmung, und wer politisch korrekt oder ohne Diskriminierung bezeichnet werden will, muss sich auf einige Anstrengungen gefasst machen.
Weiß sozialisierte Menschen wehren sich oft mit Zähnen und Klauen dagegen, als „Weiße“ bezeichnet zu werden. Sagen Sie mal laut: ‚Ich bin eine Weiße’, und auch: ‚Ich bin eine von diesen Weißen da’, und vervollständigen Sie: ‚Ich bin eine typische Weiße, weil …’
Merken Sie, dass Sie gar keine Lust darauf haben? Man könnte Sie ja mit all den anderen Weißen in eine Schublade stecken! Willkommen im Club.
Klar sind Sie ein Individuum. Und Sie werden auch so behandelt. Da sind Sie sehr froh drüber. Sie müssen sich jetzt aber mal ein Weilchen darauf einlassen, die Welt nicht mit Ihren Augen zu sehen und darauf zu bestehen, dass Ihr Blick der allgemeingültige sei. Wenn der Schleier der eigenen Wahrnehmung fällt, sieht Ihre Situation nämlich folgendermaßen aus: Sie sind verwöhnt. Sie sind mit einer Fülle von Privilegien geboren und aufgewachsen, die Sie als dermaßen selbstverständlich empfinden, dass Sie noch nicht mal wissen, dass sie existieren und welche das sind. Eines dieser Privilegien ist übrigens auch, dass Sie sich viele der Ihnen ‚angeborenen’ Vorteile selbst zunichte machen können, wenn Sie es drauf anlegen. Kommen Sie also nicht mit der Klage: ‚Zu mir sind die Leute aber auch unfreundlich!’, wenn Sie nicht gerne duschen und in Ihrer Jackentasche Camembert sammeln. Wenn Sie andererseits unverschuldet, beispielsweise aufgrund Ihrer sexuellen Orientierung, diskriminiert werden, dann ist das schlimm. Es bezieht sich aber auf etwas, das Sie nicht jedem zeigen müssen, wenn Sie nicht wollen. Sie könnten sich rein theoretisch als Hetero ausgeben oder gar nicht darüber sprechen.
Als weiße Deutsche haben Sie derzeit unter anderem von Geburt an die folgenden Privilegien:
  • als Individuum betrachtet zu werden. als vollwertiges Mitglied der Bevölkerung betrachtet zu werden.
  • nicht automatisch als ‚fremd’ betrachtet zu werden.
  • nicht rechtfertigen zu müssen, weshalb Sie in Ihrem eigenen Land leben oder weshalb Sie überhaupt in Ihrer Form und Farbe existieren.
  • sich und Ihre Gruppe selbst benennen zu dürfen.
  • alle Menschen, die nicht weiß sind, benennen, einteilen und kategorisieren zu dürfen.
  • dass Ihre Anwesenheit als normal und selbstverständlich betrachtet wird.
  • sich benehmen zu können, als spiele Ihre eigene ethnische Zugehörigkeit keine Rolle.
  • jede andere Kultur nachäffen oder sich in Teilen aneignen zu können, ohne dafür von der Mehrheitskultur ausgegrenzt zu werden (ausgelacht vielleicht … ausgegrenzt aber nicht).
  • bestimmen zu dürfen, inwiefern die Errungenschaften und Meinungen aller Menschen, die nicht weiß sind, relevant sind, selbst wenn diese Menschen viel gebildeter sind als Sie.
  • ohne die Möglichkeit aufzuwachsen, dass Sie rassistisch beleidigt werden können.
  • in der Gesellschaft, in der Sie sich bewegen, öffentlich anonym bleiben zu können, wenn Sie wollen.
  • nie darüber nachdenken zu müssen, ob Verdächtigungen oder Kontrollen vielleicht aufgrund Ihres vermeintlich anderen Aussehens erfolgen.
  • Fremden Ihre Herkunft nicht erklären zu müssen.
  • grundsätzlich ungehindert und unkontrolliert in die ganze Welt reisen zu können.
  • auf Rassismus nicht reagieren zu müssen.
Rassismus ist bei uns schon so sehr Normalität, dass wir ihn in unseren alltäglichen Handlungen und Überzeugungen noch nicht einmal mehr bemerken: Wir bauen meterhohe Zäune um die Festung Europa und denken uns gar nichts dabei, dass es als normal betrachtet wird, dass bei uns jeder in jedes Land kommen und dort herumhängen darf, sofern es sich um Europäer handelt.
Wir verlangen, dass Flüchtlinge nicht allein aus wirtschaftlichen Interessen zu uns herüberkommen dürfen, sondern erst ihr eigenes Land auf die Reihe kriegen sollen. Gleichzeitig aber feiern wir in fünf verschiedenen Fernsehsendungen Weiße, die ohne guten Grund und ohne Kultur- oder Sprachkenntnisse in andere Länder gehen, weil sie sich davon mehr Wohlstand und ein glücklicheres Leben erhoffen. ‚Auswanderer’ und ‚Abenteurer’ nennen wir die dann und sind von ihrem Mut fasziniert. Sind sie aber Schwarz oder Afrikaner, sind Leute mit genau demselben Verhalten für uns plötzlich ‚Wirtschaftsflüchtlinge’ und ‚naiv’ und werden nicht als Helden oder mutig sondern als Bedrohung empfunden und dementsprechend behandelt. Und wir denken uns nicht einmal etwas dabei. […]
So erhält ein und dieselbe Sache verschiedene Namen, und wir erlauben uns dadurch auch verschiedene Betrachtungsweisen und Abstufungen von Sympathie, Mitgefühl, Respekt, Identifikation. Weil wir gelernt haben, dass wir das dürfen.
Dieses unterschiedliche Denken über dieselben Dinge, je nachdem, welche optischen ethnischen Merkmale die handelnden Personen haben, haben wir ebenfalls beigebracht bekommen. Dabei schwingt grundsätzlich folgende schlimme Ahnung mit: Weiße haben diese Privilegien nicht deswegen, weil jeder Mensch sie von Geburt an hat und man sie Leuten erst künstlich wegnehmen muss. Sondern Weiße haben diese Privilegien speziell weil dies naturgegeben und richtig sei. Weil sie Weiße sind. Viele denken heute noch so. Kein Wunder, denn diese größenwahnsinnige Sichtweise wird ja auch andauernd bestätigt, und man lernt so gut wie nirgends explizit das Gegenteil.
Weiße sind die, die allem einen Namen geben und die Welt einordnen dürfen. Wenn nicht sie, sondern jemand anders etwas entdeckt oder benannt hat, zählt es für sie gar nicht und wird so lange nicht akzeptiert, bis irgendein Weißer, egal ob er einen Plan hat oder nicht, etwas dazu gesagt hat. […]
Diese Art, sich ganz selbstverständlich als den Mittelpunkt des Universums zu sehen, hat zur Folge, dass die weißen europäischen Ansichten, historischen Figuren und Traditionen hierzulande als die einzig gültigen beziehungsweise wichtigen angesehen werden. Und weil dies selten infrage gestellt wird, denken viele Menschen in Deutschland tatsächlich, dies geschehe aus gutem Grund – und nicht etwa aus Größenwahn und Desinteresse.
Gekürzte Textauszüge aus
Noah Sow: Deutschland Schwarz Weiß

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Weißsein im Selbstversuch – Das Vierzehn-Punkte-Programm

Wahrscheinlich ist Ihnen beim bisherigen Lesen an einigen Punkten Folgendes passiert:
  1. 1)
    Sie haben sich gedacht: „Da kenne ich mich selbst sehr gut aus, da brauche ich jetzt bestimmt keine Belehrung.“
     
  2. 2)
    Sie haben sich gedacht: „Das ist so aber nicht ganz richtig.“
     
  3. 3)
    Sie haben einzelne Ihrer persönlichen Erfahrungen hinzugezogen, um sich zu vergewissern, dass das, was da steht, so nicht ganz stimmt.
     
  4. 4)
    Sie wurden ärgerlich.
     
  5. 5)
    Sie haben Ihren Ärger auf mein Buch (diese Website) projiziert, beziehungsweise auf meine Behauptungen.
     
  6. 6)
    Sie glauben, der Ärger komme nicht daher, dass Sie beurteilt und pauschal kritisiert werden, sondern von inhaltlichen Dingen.
     
  7. 7)
    Außerdem haben Sie an der Stelle, über die Sie sich aufgeregt haben, festgestellt, dass es „darum“ ja gar nicht geht.
     
  8. 8)
    Sie finden, dass jetzt mal dringend gesagt werden muss, dass Rassismus nicht bekämpft wird, indem man an Weißen herumnörgelt.
     
  9. 9)
    Überhaupt lehnen Sie es ab, so pauschal als „Weißer“ bezeichnet zu werden, weil Sie ja ein individueller Mensch sind und nicht wegen Ihrer Hautfarbe irgendeiner Gruppe zugeordnet werden können, und das soll respektiert werden.
     
  10. 10)
    Mit Rassisten lassen Sie sich nicht in einen Topf werfen, denn Sie sind keiner, das wissen Sie genau, und Sie müssen sich auch nicht fragen lassen, woher Sie das so genau wissen!
     
  11. 11)
    Sie sammeln Argumente, mit denen Sie möglichst bald beweisen können, dass das, was da steht, zum Teil die Tatsachen verdreht, am Thema vorbeigeht oder ungerecht ist.
     
  12. 12)
    Sie gehen davon aus, dass Sie Ahnung von dem Thema haben.
     
  13. 13)
    Sie glauben, dass Sie mehr Ahnung von dem Thema haben als die Autorin.
     
  14. 14)
    Und Sie wissen auch nicht, woher ich mir die Dreistigkeit herausnehme, Sie jetzt schon wieder einfach so zu beurteilen und zu tun, als würde ich Sie kennen.
     
Darf ich vorstellen: Das sind Ihre eigenen ABWEHRREFLEXE! Und genau diese Impulse sind es, die Rassismus aufrechterhalten. Über Ihre Impulse haben Sie zunächst keine Kontrolle. Aber über Ihre Ratio. Lassen Sie die jetzt bloß nicht aussteigen. Jetzt heißt es tapfer sein und dranbleiben.
Denn soeben konnten Sie für ein paar Sekunden in ein paar Zumutungen hineinschnuppern, die Schwarze Menschen in Deutschland in viel umfassenderer Form ständig erleben:
  • Beurteilung aufgrund einer „Hautfarbe“.
  • Ungefragte Zuordnung zu einer Gruppe.
  • Gleichgültigkeit gegenüber dem, wie Sie sich selbst identifizieren.
  • Die Annahme, man wisse, wer und wie Sie sind und wie Sie ticken.
  • Anhaltende Beurteilungen sogar noch, nachdem Sie Ihren Unmut geäußert haben.
  • Und die selbstverständliche Annahme, dass das Expertentum nicht bei Ihnen liegen kann.
Diese Liste von Zumutungen ließe sich noch beliebig fortführen. Aber atmen Sie nicht zu früh auf, denn das Ganze war kein „Experiment“. Ich habe nämlich in allen Punkten Recht. In Kapitel 1 des Buches „Deutschland Schwarz Weiß“ finden Sie einen ausführlichen Selbsttest, der Ihnen die Augen öffnen wird für die Mechanismen, die dem ganz alltäglichen Rassismus zugrundeliegen.

Montag, 13. Juni 2011

Baudrillard

True Lines Interview 2002 "the art of disappearing" on eurozine


Who actually experiences war as real? The problem is that with our "TV shudders" and aestheticizing of the war's catastrophic effects, we fall instead into a kind of amnesic trance, a realm of virtual responsibility where we consume experiences, absorb pain, and allow the TV screen to envelop us in a closed circuit. In this hyper-reality we stop experiencing with our bodies and essentially become symbol processors for these media machines. Such a game (or play, to refer to Guy Debord's social critique) achieves prominence in our hyper-realistic world, where reality is a symbolic dimension that has broken away from the real.

Jean Buadrillard: Think of it all as a magnificent game, where certain things come to represent more and more other things. Playing and games have several dimensions that have been categorized by the sociologist Roger Caillois: Mimicry (the game of representation), Alea (the game of chance), Agon (rivalry and competition), and last but not least, Ilinx, the vertiginous, delirious dimension inherent to some games. Our modern production, overproduction, and overabundance of communication and information correspond to a vertiginous, delirious game. This dimension is given a higher status than the others. Consequently, according to Caillois' typology, we have a one-dimensional development of one category. We have to have a combination of all four dimensions in order to produce a really comprehensive game.

I am very aware of the paradoxical rhetoric in my writing, a rhetoric that exceeds its own probability. The terms are purposefully exaggerated. If truth does not exist, then we have to proceed behind the metaphysical scenario of subjects and objects. I like to explore in my writing what happens after the demise of different things and truths, and this can only be done through the use of thought experiments. Of course this is not a discourse on truth – not everything can be verified, there is no pretence about that. The same goes for the question of desire. To say that all desires are satisfied is nonsensical because desire as such cannot be satisfied, quite the opposite. But in this world of production, desire is at one and the same time productive and a means of satisfaction. Consequently we have lost touch with the whole concept of desire, desire as metaphor, desire as promise, as something that cannot be satisfied or made a reality.

TL: Could the term "transmodernism" better describe our time?

JB: This is a far more interesting term. I am not the only one to use it, for example, Paul Virilio uses the term "transpolitical". The term analyzes how things develop after the principles of political realism have disappeared. When this happens, we have a dimension where politics always has and always will exist, but it is not the real political game. What happens afterwards calls into play the same problematic, but is specifically connected to defined areas; we have transaesthetics, transeconomy, and so on. These are better terms than "postmodernism". It is not about modernity; it is about every system that has developed its mode of expression to the extent that it surpasses itself and its own logic. This is what I am trying to analyze.

TL: Nevertheless, the age we live in has its labels or defining characteristics. You have written that the epochal characteristic of the romantic era was replaced by surrealism, which was in turn superseded by transparency. You describe transparency as a nihilistic situation. What kind of nihilism are we talking about here?

JB: I'm not talking about transparency in the sense that you see everything on television, but that television is watching you. It is all about reversibility, in the worst sense. It is about visibility, the total disappearance of secrecy. Everything has to be visible, not in a panoptical way where everything is visible to the naked eye. Transparency is more than just visibility, it is devoid of secrets. It is not just transparent to others, but also to the self. There is no longer any ontologically secret substance. I perceive this to be nihilism rather than postmodernism. To me, nihilism is a good thing – I am a nihilist, not a postmodernist.

Spackeria

Spackeria, Datenschutz technisch unsinnig:


Und so „nahm man das Recht in die eigene Hand“: Ausgeklügelte Konzepte und Systeme wurden entwickelt, um zu garantieren, dass nur wer auch bezahlt hat, Zugriff auf die Inhalte hat. Nicht alle dieser Systeme waren clever gebaut, einige waren nur zu trivial auszuhebeln, doch schlussendlich kann man alle DRM Systeme auf die folgende Idee zurückführen: Es geht darum Bits schwerer kopierbar zu machen. Für ein Videospiel bedeutet das, dass die Kopie der DVD nicht ausführbar ist als Spiel, für einen Film, dass man ihn nicht ansehen kann, obwohl man die Daten hat: Der „illegale“ Nutzer hat die Daten, kann mit ihnen aber nicht tun, was er oder sie will.

„making bits harder to copy is like making water that’s less wet“ (vgl hier)

Wie passt das zum Datenschutz? Datenschutz ist DRM (zumindest jeder technische, der legale ist wirkungslos, wie schon bei den so genannten Raubkopien). Und genauso wie große Spielehersteller oder die Content-Mafia es nicht schaffen, ihre Bits so zu verdrehen, dass die zahlenden Kunden die Bits nutzen und die nicht-zahlenden „Piraten“ draußen bleiben, genauso wenig schafft es irgendjemand seine persönlichen Daten zu „schützen“, egal wie viele Checkboxen Facebook noch hinzufügt: Wenn ich ein Bild von mir hochlade, dann kann das jeder, den ich es betrachten lasse, vervielfältigen und verbreiten, da helfen auch halbgare Implementierungen wie das „Radiergummi fürs Internet“ nichts. Das Problem ist doch nicht einmal neu: Wenn man früher den Gästen der eigenen Hochzeit die Möglichkeit gab, Abzüge von Partyfotos zu bekommen, dann gab man jegliche Kontrolle über das Bild auf, das Internet und die Repräsentation durch Bits hat den ganzen Vorgang nur schneller und billiger gemacht.



kommentare:

Betrachten wir doch einfach mal ein Beispiel (und weils so schön ist nehmen wir ein richtig ausgelutschtes!): Ich packe Partyfotos von mir auf meine Facebook Seite und werde nun nicht eingestellt. (Oh Noes!) Aber ich bin gewitzt! Ich schreibe über meine Fotos den Text „Die Verwendung dieser Fotos im Kontext von Bewerbungen ist unzulässig“, damit wäre die Ablehnung (aufgrund des Fotos) natürlich illegal, und doch beweifle ich, dass Du damit vor Gericht weit kommst, wenn Du Bilder publizierst und dann arbiträre Einschränkungen dran heftest (ganz losgelöst von der Tatsache, dass selbst wenn betrunkene Fotos der ausschlaggebende Grund für die Ablehnung waren, man immer einen anderen formalen Grund vorschieben kann): Das Gericht würde sagen, dass Du den Zugriff auf die Bilder hättest absichern müssen, um unbefugten Zugriff zu unterbinden (vgl. Störerhaftung bei offenem WLAN).
Dein zweites Argument von dem „Besitz meiner Daten“ klingt super und ist eine ähnliche Illusion wie die vom Datenschutz selbst.
„10101101011101011010110101010″. Wem gehören diese Daten, diese Bits? Sind das Deine? Meine? Datenbesitz ist illusorisch, weil Daten (gerade digitale Daten) eben nur das sind: Daten. Sie haben keine Besitzer, keine Kontrollen, keine Kopierschutzmechanismen. Sie sind nur 1 und 0 Folgen. So müsstest Du zuerst einmal eindeutig festlegen, wie ich den Besitzer eines zufälligen Datenstroms finden kann: Nehmen wir ein kommerzielles Programm. Du hast eine Lizenz zum Nutzen erworben. Nun nimmst Du die Bits und importierst sie als Rohdaten in Audacity (kommt teilweise echt funky Rauschen raus!). Wem gehört das Audiofile?


Ok, sind „1110111010101010111101000111″ personenbezogen? Wenn ja, warum, wenn nein, warum nicht?
Das Programm->Audiofile Beispiel hat selbstredend nichts mehr mit Datenschutz zu tun, sondern damit, dass deutlich ist, dass ein „Datenstrom“ niemandem gehören kann, weils nur 1 und 0 sind: Die kannst denselben Datenstrom als Bild, als Film, als Programm und als sonstwas interpretieren und dadurch verändert sich also potentiell der Besitzer? Wenn dem so ist, dann kommt der Besitzer offensichtlich durch die Interpretation in die Welt, nicht durch die Daten.

einwand:
Bits ohne Interpretation sind zweckfrei; wenn wir uns hier nicht implizit auf UTF-8 geeinigt hätten, könnten wir auch nicht kommunizieren. Die Interpretation kommt spätestens durch den Verwendungskontext. Genauso, wie Dir die Grenzkontrollen in den USA nicht mehr abnehmen, daß Du auf Deiner (verschlüsselten) Platte Zufallszahlen sammelst, wird ein Adresshändler einem Gericht glaubhaft machen können, er verwende die Datei mit den Adressen nur als (schlechte) Entropiequelle.

antwort:
Nun zu den Bits. Wir kommen hier glaube ich aus unterschiedlichen Ecken: Ich habe versucht zu zeigen, dass an den reinen Daten (ob „personenbezogen“ oder nicht) keinerlei Metadaten wie z.B. Eigentümer hängen. Sicherlich nutzt Du eine bestimmte Bitfolge interpretiert für persönliche Daten, aber eine identische Bitfolge wird irgendwo anders auf der Welt vielleicht als Musik verwendet. Es geht mir hier gar nicht um legale Argumente sondern um Grundsätzliches: Wir haben zwei identische (ununterscheidbare) Dinge, die nun aber aus nicht an den Daten haftenden Begründungen unterschiedliche Besitzer und Eigenschaften haben, das ist in sich einfach nicht logisch und dieser Widerspruch ist der, auf den ich heraus wollte.

Ich will hier nicht übermäßig „nitpicken“, aber Daten existieren ganz offensichtlich auch außerhalb ihres interpretatorischen (sinngebenden) Kontextes. Siehe: „11101110101110101010100101″.
Die Behauptung der Besitzbarkeit von Daten ist hochgradig schwierig schon alleine vor dem rechtlichen Hintergrund. Was ist Besitz? §854 Abs 1 BGB:
Der Besitz einer Sache wird durch die Erlangung der tatsächlichen Gewalt über die Sache erworben
Hier haben wir das Problem mit „der Sache“: Sicherlich kannst Du sagen, dass Dir, das Bild gehört, welches Du gemalt hast (auch als „Idee“/“Werk“), aber die Bitfolge, die das Foto als JPEG kodiert ist nicht eindeutig nur Deinem Werk zuzuordnen.
Wenn eine Bitfolge also unterschiedliche „Sachen“ ist, dann funktioniert das Gesetz nicht mehr: Entweder müssen sich alle „Besitzer“ alle „Vorkommen“ der Bitfolge teilen („Mitbesitz“) oder „First come first serve“ gilt. Wollen wir auch nicht.
Intellektuell müssen wir einfach weg von Daten, Daten sind einfach nur. Wie Luft und Wasser. Nicht böse, nicht gut, nicht Deins, nicht meins.

Read Write Web Artikel: Google CEO Suggests You Change Your Name to Escape His Permanent Record

Google CEO Eric Schmidt has a great way of making public statements that are at once frank, unorthodox, thought provoking - and a little frightening. This weekend The Wall St. Journal ran an interview with Schmidt that offered tidbits like that on a wide range of topics. One statement in particular, that Schmidt thinks teenagers should be entitled to change their names upon reaching adulthood in order to separate themselves from the Google record of their youthful indiscretions, is something worth stopping to take note of.

Tipp zum Namenwechsel = Aufruf Nicknames zu verwenden als sowieso adequateste Form sich im Internet zu Bewegen. Daher Facebook Backlash mit Aufruf den einen, 'richtigen' Namen zu verwenden.

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Recommendation substitutes Search

believes that the dominance of search will give way to recommendation technology. That's something we've argued for years as well: that recommendation has the potential to outgrow search because it's like the search you didn't even know you wanted to perform, offered to you automatically. That requires a lot of targeting and artificial intelligence, both Google sweet spots.

OkCupid und Borg

Zeit Artikel, Google Goggles

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Schmidts Euphorie, wenn er über das Internet spricht, erinnert an ein fiktives Volk aus der Science-Fiction-Serie Star Trek, genannt "die Borg". Deren technologisierte Gesellschaft lebte in einer Art Netzwerkgeist, einem Kollektiv, in dem jeder über jeden anderen informiert ist. Ihr Lebensinhalt war die permanente Anpassung, das Ziel die Perfektion. Die Borg existierten in der Überzeugung, jeder anderen Gesellschaft überlegen zu sein, jeden Einfluss in sich aufnehmen und einschmelzen zu können. Die Standardnachricht der Borg an andere Völker lautete: "Wir sind die Borg. Sie werden assimiliert werden. Deaktivieren Sie Ihre Schutzschilde und ergeben Sie sich. Widerstand ist zwecklos!"

"Permanente Anpassung" geht einher mit Theisohns These zur Liebe in Zeiten des Internets: Partnerschaftsbörsen erlauben immer differenziertere Darstellung des eigenen Profils, Partnersuche erfolgt durch immer effizientere Anpassung, bzw. effizienterer Abgleich mit Partner.

Zeit Online, Post Privacy

Zeit Online Artikel, Spackeria und Postprivacy Ansichten


Mspro: Datenlöschung im Internet Willkür-Akt, #digitalesvergessen "Schönschreiben der Vergangenheit", es könne niemand ein Recht auf Löschung fordern, bzw. es könne keines geben; Menschen können sich schliesslich potentiell auch alles merken, was sie wollen. Bsp Partypeinlichkeit: "Ich vergesse ja auch nicht, dass ich dich betrunken auf der Party gesehen habe."

Gesetze sollten nicht die Illusion wecken, dass Daten geschützt werden *könnten*.

Firmen können datenhöflich sein

Datenschützer sind Bedrohung des Internets - Spackeria





Wenn Konzerne Datencrawl-Mechanismen ebenfalls transparent machen, dann kleinstmögliches Machtgefälle.

Datenschützer Weichert: "Denn wenn es keine Regulierung gebe, werde beispielsweise staatliche Überwachung von Netzinhalten schnell zunehmen, genau wie Verbrechen." - Bedingt Instrument 'Reglierung', so wird Macht lediglich verlagert, hin zu einer vertrauenswürdigeren Partei (und nicht mehr bei vertrauensunwürdigen Firmen) - liegt es nicht auf der Hand, dass so das strukturelle Problem nicht gelöst wird? Wer überwacht die Regulierung? Soll sie staatlich sein? Demokratisch opensource / online? Viel zu aufwändig, bzw. liefe auf 'alles transparent' hinaus.
Internet lieferte Struktur um herrschaftsfrei zu sein. Gegenwärtige Machtprobleme entstehen nur durch Metastruktur (synthetisches Problem), welche sich durch Anbieter von Diensten (deren Dienstmechanismus nicht transparent ist) und Nutzer von Diensten (deren Daten dem Anbieter transparent sind) ergibt.



Einwand: Erinnerung sind selten so genau wie Daten
Antwort: Realismusproblem. Auch Daten sind interpretierbar/ungenau und liefern kein Abbild der Realität. Auch dies müsste diskutiert werden um Akzeptanz von Postprivacy zu fördern.

Einwand: Öffentliches Demonstrieren bedinge Anonymität:
Antwort: You didn't get it, eben nicht.